Digitales Fernsehen – Das Ende der Kauf-DVD?

Schon seit etlichen Jahren beklagt sich die Filmindustrie über ihren streng monoton steigenden Umsatz, an dem sie allen Zahlen zum Trotz riesige Einbußen erkannt haben will, die sie wiederum den Raupkopierern in die Schuhe schiebt.
Dabei wird eine wesentlich größere Gefahr gern übersehen, die schon bald in jedem durchschnittlichen Haushalt lauern wird: das digitale Fernsehen. Der MPEG-2-Datenstrom, der hierüber gesendet wird, ist schon nach wenigen Handgriffen und ein paar Minuten Zeitinvestition DVD-Player-kompatibel. Somit entspricht das Aufnehmen eines Films aus diesem Medium beinahe dem Downloaden einer DVD in Echtzeit. Insbesondere das ZDF sendet digital über Satellit ein so hervorragendes Signal, dass man es von üblicher DVD-Qualität kaum noch unterscheiden kann.
Die MPEG-2-Datei, die man bei der Aufnahme erhält, muss man nur noch „demultiplexen“ und mittels Authoring-Programm, z. B. „IfoEdit“ Video-DVD-kompatibel neu zusammenfügen, bevor man die Aufnahme schließlich mit einem Programm seiner Wahl auf DVD brennt. Probleme bereitet machmal noch der „Audio-Offset“, eine Asynchronität zwischen Bild und Ton, den man entweder schon beim demultiplexen mit dem Java-basierten „ProjectX“ umgehen, oder per Trial & Error herausfinden (bzw. mit VirtualDub ablesen) und in IfoEdit eintragen kann. Falls störende Werbung vorhanden ist, so muss diese schon nach wenigen Schnitten mittels ProjectX oder dem etwas komfortableren „Mpeg2Schnitt“ dran glauben.
Statt die daraufhin eigens erstellte DVD von Hand zu beschriften, geht dies inzwischen schon viel schöner, dank bedruckbarer DVDs, mit dem entsprechend ausgestatteten Drucker. Als Resultat dieser Vorgehensweise hat unsereins im letzten Jahr ca. 150 DVDs mit je 1-2 Titeln erstellt, die, kompakt verstaut, zusammen weniger Platz wegnehmen als 10 Videokassetten.
Berechnet man den Schaden für DVD-Verkäufe, den die Filmindustrie allein durch private Fernsehaufnahmen erlitten hat und denkt sich den angeblichen, durch Raupkopien entstandenen Verlust hinzu, kommt man zu dem Schluss, dass sie schon längst pleite ist. Wahrscheinlich ist das auch die Erklärung für den ganzen Quark, den man sich letzter Zeit im Kino antun musste. Die Filmindustrie rächt sich am Zuschauer. Steven Spielberg ging sogar noch radikaler vor und drohte der Menschheit in „Krieg der Welten“ mit großflächiger Vernichtung. Konsequenz: man baue sich schonmal einen Bunker. Die DVDs nicht vergessen!

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Eine Antwort

  1. holo sagt:

    Als ich mich 2002 zum Kauf eines DVD-Rekorders (Philips DVDR 990) entschied, sicherte ich zunächst meine gesammte Sammlung von Videocassetten. Bei so vielen Originalen und Fernsehaufzeichnungen kamen da schon um die 400 Kassetten zusammen. Sicher hätte es den einen oder anderen Film schon auf DVD gegeben, aber der Preisunterschied von bis zu 20 Euro pro DVD gegenüber einer VC liess mir die Wahl: Preistreiberei unterstützen oder besser selber machen. Danach kamen Aufnahmen aus dem Pay-TV dazu. Allein in den ersten zwei Monaten mit Anschaffung des Gerätes hatte ich einen „Garantiefall“ zu beklagen. Der DVD-R war reparaturreif. Aber mir fehlten noch einige Filme, die ich in Massen aus dem Pay-TV „nachholen“ wollte. Filme, die ich wegen der mittlerweile schlechten Videoqualität ablösen wollte. Nach der Reparatur ging es weiter: Ganze 4 Monate Dauerbetrieb ließen den DVD-R wieder schmelzen. Noch per Garantie (Berufung auf einen „Fehler“ vor einem halben Jahr) wurde das Gerät abermals repariert. Ergo habe ich hunderte von Filmen legal auf DVD, verdient haben aber „nur“ Premiere, Philips und Intenso (später auch hier nur noch Philips).
    Schon 1999, mit meinem ersten DVD-Player, kaufte ich ausschließlich Originale, wenn denn der Stückpreis nicht über 35 DM lag. Damals waren die Kosten für den Datenträger sicher höher. Aber heute liegen DVDs zum Teil neben VCs, die Videokassette sollte aber wegen der selteneren Nachfrage mehr kosten. Auch heute bin ich bereit, 5 Euro für ein Original zu investieren (schon wegen der Lagerdauer), nur die klagende Filmindustrie hat es noch nicht kapiert.
    Und wenn ich da an die „Krieg der Sterne“-Saga denke: Zuerst kaufe ich mir drei Videokassetten, danach nochmal in der THX-Fassung. Damals erfuhr ich dann, dass Herr Lucas noch mit der DVD warten wollte … Also liegen hier immer noch die Kopien der Videokassetten auf DVD. Pech gehabt, Herr Lucas.
    Nun noch das gern zitierte Argument der Bildqualität von DVDs: Schön, dass die Auflösung so groß ist. Aber mein Fernseher schafft diese Auflösung eh nicht ganz. Und dann noch HD-DVD? Wozu? Wer hat schon so viel Platz, sein Wohnzimmer im Kinoformat zu erleuchten?
    Das Problem wird meiner Ansicht sein, dass den meisten die Auflösung und der Durchmesser von 12 cm ausreichen, um der DVD den Vorzug zu geben. Folgende Technologien werden es da ähnlich schwer haben wie bei der Ablösung der Videokassette. Und das bedeutet, dass ich noch lange, lange Zeit mit meinen Kopien leben kann – und das Argument der Raubkopiererei so nicht stimmt.

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