Schweizer Absage an Grüne Gentechnik
Moratorien gegen die Proliferation von gentechnisch veränderten Organismen sind für Mitgliedsstaaten der EU keine Möglichkeit mehr. Zuletzt wurde dies deutlich, als dem Bundesland Oberösterreich Anfang Oktober von EU- Ebene aus ein entsprechendes Moratorium verboten wurde. Per Volksentscheid entschieden nun die Bürger der Schweiz mit einer kaum erwarteten Mehrheit von über 55 Prozent für ein fünfjähriges generelles Verbot des Anbaus gentechnisch veränderter Pflanzen.
Während sich zahlreiche Kritiker des GVO-Anbaus, unter ihnen Verbraucherschützer, Umweltverbände, Bauern sowie einige Politiker, in der Schweizer Gentechfrei-Initiative sammelten, bezogen bürgerliche Parteien, aber auch große Medien wie die NZZ deutlich Position gegen das Moratorium:
„Die Redaktion der NZZ lehnt die sogenannte Gentechfrei- Initiative ab. Es gibt keinen Grund, den bisher eingeschlagenen Weg im Bereich der Gentechnologie zu verlassen.“
Befürworter des Moratoriums versprechen sich von diesem nicht nur einen Schutz der konventionellen Landwirtschaft, sondern auch wirtschaftliche Wettbewerbsvorteile. Da viele Schweizer Firmen bereits heute GVO- frei produzieren und dies fortzusetzen planen, bekam die Gentechfrei- Initiative sogar öffentliche Unterstützung aus der Wirtschaft.
In der Europäischen Union wäre ein derartiges Moratorium gegenwärtig ein Verstoß gegen die Wettbewerbsregeln. Aus diesem Grund untersagte etwa der Europäische Gerichtshof dem Bundesland Oberösterreich, den GVO- Anbau zu verbieten. Einzig durch sogenannte „Schutzklauseln“ können bestimmte einzelne Produkte verboten werden.
Die wissenschaftlich begründeten Warnungen vor dem Verzehr unzureichend erforschter, gentechnisch veränderter Laborerzeugnisse nehmen dessen ungeachtet weiter zu. Bereits die Untersuchungen von Arpad Pusztai, aber auch die Monsanto- eigenen Studien zu MON 863 deuteten schon vor Jahren auf organische Schäden in Folge des Verzehrs von gentechnisch veränderten Lebensmitteln hin. Unabhängige Folgestudien zur weiteren Aufklärung der beobachteten Veränderungen ließen zunächst auf sich warten, doch inzwischen wurden weitere Versuche publik, die organische Auffälligkeiten von Labortieren nach der Fütterung mit „Genfood“ näher beschreiben.
Am australischen Forschungsinstitut CSIRO in Sydney wurde nach einer Laufzeit von zehn Jahren eine Langzeitstudie mit gentechnisch veränderten Erbsen abgebrochen. Die genmanipulierte Pflanze sei zwar resistent gegen Insektenbefall gewesen, doch führte ihr Verzehr bei den Feldmäusen, die als Versuchstiere dienten, zu Lungenkrankheiten. Thomas Higgins, der stellvertrende Leiter des Instituts, machte deutlich, dass die Reaktionen der Mäuse „etwas widerspiegeln, was auch bei Menschen passieren könnte“ und verwies auf die Effektivität der strikten Regulationen in Bezug auf die Vermarktung gentechnisch veränderter Organismen:
„Es ist ein gutes Beispiel, weshalb die Regulationen notwendig sind. Diese Arbeit unterstützt stark das Bedürfnis nach einer Fall- zu -Fall- Prüfung von Pflanzen, die mit Hilfe genetischer Modifikation hergestellt wurden, und die Bedeutung einer Entscheidungsfindung, die auf guter Wissenschaft basiert.“
Zudem veröffentlichte die Molekularbiologin Manuela Malatesta an der italienischen Universität von Urbino die Ergebnisse von Versuchen, die ebenfalls mit Mäusen angestellt wurden, welche jedoch Monsantos Roundup- Ready- Soja bekamen. Im Vergleich zu den Kontrolltieren wiesen diejenigen Mäuse, die genetisch verändertes Futter zu sich nahmen, signifikante Abweichungen auf. Leberzellen offenbarten unregelmäßig geformte Zellkerne sowie eine hohe Anzahl von Poren in der Zellmembran, was auf überhöhte Stoffwechselrate und Molekularbewegung deutet:
„Unser Fazit lautet: Die Leber einer Maus, die mit Gentech-Soja gefüttert wurde, scheint Zellen zu haben, die härter arbeiten müssen, als die Leber einer Maus, die mit natürlichen Sojabohnen gefüttert wurde.“
Inzwischen fordern sie also Gen[I]technik[/i]freiheit. Nicht mehr Genfreiheit. Schönschön…