Widerstand gegen Terrorismus?
Scheich Hazim al-A’raji, ein Gefolgsmann von Muqtada al-Sadr, rief vergangene Woche während des Freitaggebetes in Ramadi wiederholt zum Kampf gegen den Terroristen Mussab al-Zarqawi auf. In der internationalen Presse wird seiner Botschaft teilweise der Charakter einer Fatwa, eines religiösen Erlasses, zugesprochen.
„Die Stämme in diesen Regionen haben öffentliche Komitees gebildet, um gegen Zarqawi und Al-Qaida in dieser Gegend zu kämpfen,“ äußerte A’raji gegenüber der in London ansässigen arabischsprachigen Tageszeitung Al-Hayat.
Scheich Osama al-Jedaan, der Führer des Stammes Al-Karabila in Qa’im, einer nahe der syrischen Grenze gelegenen Stadt, berichtete außerdem von einer Stammesversammlung in der Provinz Anbar, in deren Rahmen eine Militäraktion gegen Terroristen beschlossen wurde.
„Das alles hat nichts damit zu tun, dass der irakische Widerstand die amerikanischen Besatzer aus dem Land jagen möchte. Aber das Ermorden von Sunniten und Polizeirekruten wird nicht länger hingenommen“, wird ein sunnitischer Religionsführer zitiert. Auch das Töten von Schiiten wurde von der Stammesversammlung Berichten zufolge explizit verurteilt, wahrscheinlich auch, um die nicht zuletzt durch Sarkawis Aktionen forcierten Spannungen zwischen Schiiten und Sunniten abzubauen. Wie die Zeitung Al-Hayat veröffentlichte, haben inzwischen sechs bewaffnete irakische Widerstandsgruppen den Terroristen um Mussab al-Sarkawi den Krieg erklärt. Ein Führer der „Brigade der Revolution von 1920“ bekräftigte, dass die Mehrheit der Widerstandsgruppen gegen die Methoden Sarkawis ist: „Wir wollen uns darauf konzentrieren, gegen die Besatzer zu kämpfen.“
Weitere Unterstützung kommt aus der Stadt Samara, die einem Vertreter des Stammes Al-Bubaz zufolge ruhiger geworden sei, seit die ausländischen Terroristen vertrieben wurden. Die führenden sieben Stämme der Region hatten die entsprechenden Beschlüsse angeblich bereits vor einigen Wochen gefasst. In der Folgezeit nahmen die Opfer unter den Irakern ab, während die Frequenz der Angriffe gegen US- Streitkräfte relativ konstant blieb.
Issam al-Rawi, ein Mitglied der „Vereinigung muslimischer Gelehrter“ (AMS), sprach von einem Kampf an zwei Fronten, einerseits gegen die Besatzer, andererseits gegen „terroristische Banden“, die Anschläge auf Iraker verüben.
Als Auslöser der Entwicklungen gilt ein Selbstmordanschlag, der vor wenigen Wochen in Ramadi 42 sunnitischen Polizeirekruten das Leben kostete. Möglicherweise spielen auch Abkommen zwischen den Stämmen, der irakischen Regierung sowie den US- Vertretern im Irak eine Rolle, in deren Rahmen etwa die Provinz Anbar vollständig mit lokalen Sicherheitskräften ausgestattet werden soll. Diese Vorgänge werden teilweise bereits als die erste Stufe einer US- amerikanischen Exit- Strategie verstanden, gleichzeitig wird von Beobachtern der Lage befürchtet, dass ein „Staat im Staat“ negative Konsequenzen für den gesamten Irak haben könnte.
Und während die Berichte über Kämpfe zwischen Irakern und ausländischen „Störenfrieden“ zunehmen, können sich US- Militärfunktionäre über die entstehenden Zäsuren in der zuvor recht undurchschaubaren Masse an Widerstandskämpfern und Terroristen freuen.
Terror und Gewalt im Irak scheinen trotz vielfältiger Bemühungen von politischer und religiöser Seite nicht abzubrechen. Staatspräsident Talabani, der sich vor kurzem mit den Führern von sieben bewaffneten Gruppierungen getroffen hatte, zeigte sich jedo