Der Drang nach Selbstbestimmung

„Wir halten diese Wahrheiten für ausgemacht, dass alle Menschen gleich erschaffen worden, dass sie von ihrem Schöpfer mit gewissen unveräußerlichen Rechten begabt worden, worunter sind Leben, Freiheit und das Streben nach Glückseligkeit.“
~Der Monat Juli , so bezeugen es die Annalen der Geschichte, verdeutlicht wie kein anderer Monat den Willen des Menschen, unabhängig und selbstständig zu sein, sich nicht den Ungerechtigkeiten gesellschaftlicher Unterdrücker zu beugen.
So wurde am 4. Juli 1776 mit der Unterzeichnung der Unabhängigkeitserklärung [siehe Zitat oben] die erste Demokratie der Neuzeit ins Leben gerufen: Die 13 britischen Kolonien lösten sich als Vereinigte Staaten von Amerika vom europäischen Mutterland los und schufen eine Satzung von anhaltender Gültigkeit: Die Menschenrechte.
Knapp 13 Jahre später, am 14. Juli 1789, stürmten unzufriedene Pariser das alte Gefängnis der französischen Hauptstadt; die Bastille. Mag das Ereignis in Wirklichkeit auch an sich nicht von historischer Bedeutung sein, so hatte es doch eine tiefe symbolische Wirkung: Es setzte einen Prozess der Wahrheitsfindung in Gange, der zwar viele Rückschläge hinzunehmen hatte, aber letztlich scheiterte: Die französische Revolution
Nach Jahrhunderten der Unterdrückung und Ausbeutung war die Zeit gekommen, in der das Volk sein Schicksal endlich selbst in die Hand nehmen konnte; die Revolution war in Europa angekommen. Drei Worte sind mit diesem Umstand innig verbunden: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Gleichzeitig ist ein Name jedoch Synonym für entfesselten, außer Kontrolle geratenen Wahnsinn, , von dem Umwälzungen nicht selten überschattet werden: Robespierre. Unter seiner Herrschaft gipfelte die Freiheitsbewegung auf einer Pyramide abgeschlagener Köpfe. Politische Oppositionelle wurden zum Allgemeinwohl des Staates mit der Guillotine „umerzogen“, Bespitzelung und Verrat zerfleischten die ehrenwerten Ideale wie ein wehrloses Lamm.
Doch nicht zuletzt überwandte man auch dieses dunkle Kapitel und auch die Machtergreifung Napoleons konnte die Demokratisierung Frankreichs und schließlich des monarchistischen Europas nicht mehr aufhalten. Geschürt von den Gedanken der Aufklärung, die schon lange durch die intellektuellen Clubs des Bürgertums schwebten, zart und zerbrechlich wie ein Nebelhauch, und doch da, gab es kein Gegenmittel gegen den von aristokratischen Kreisen auf das stärkste gefürchteten Virus, der sich in den Köpfen der Menschen zu vermehren begann und gegen den es nur begrenzte Gegenmittel gab.
Heute noch gedenken wir den heroisierten Lichtgestalten, die dieses Zeitalter der Erneuerung prägten. Die Ideen Rousseaus, Montesquieus, Lockes oder auch Kants sind teilweise fester in unserem Denken und Handeln verankert, als wir selbst ahnen.
Doch zunehmend werden sie auch mit Füssen getreten. In einer Zeit, in der Massenmedien die Menschen mit einem immerwährenden Strom der Reizüberflutung berieseln, unsere Emotionen durch andauernde Gewalt- und Sexszenen allmählich abstumpfen, nicht enden wollende Wellen von Werbung uns auf unsere bloße Existenz als Konsument reduzieren und wir manipulierend von unseren eigentlichen Beschützern beeinflusst werden, kann man vielleicht nicht mehr erwarten, dass die Menschen noch fähig dazu sind, eigenverantwortlich zu Denken, geschweige denn zu Handeln, sich ihr unabhängiges Bild von den Zuständen unserer Welt zu machen.
Doch zum Glück gibt es Kräfte, die genau dieses schwierige Unterfangen anstreben, die zwar auch nur menschlichen Blutes und somit gegen Fehler nicht gefeit sind, die jedoch zumindest versuchen die rosarote Brille der Zufriedenheit abzulegen und sich kritisch mit ihrem Umfeld auseinandersetzen, auch wenn sie womöglich vieles nicht verstehen oder falsch interpretieren, so, wie es unsere Vorväter uns deren Väter dereinst in den Zeiten der großen Veränderungen taten.
Heutzutage brauchen wir vielleicht weniger eine plötzliche Revolution – doch Aufklärung um so mehr. Alles weitere wird sich dann schon von alleine einfinden.
Perikles sagte einmal: „Zum Glück brauchst du Freiheit, doch zur Freiheit brauchst du Mut“
Natürlich ist es nicht unbedingt unvorteilhaft, seine individuelle Freiheit für die eigene Sicherheit aufzugeben, doch verbaut man sich damit die Chance, seinen individuellen Fähigkeiten und Leidenschaften freie Entfaltung zu gönnen.
Doch auf diese Weise lebt man zwar behütet, doch immer mit dem stillen unterbewussten Gefühl, eingesperrt zu sein.
Deshalb hinaus in die Welt – Sich nicht mit allem einfach zufrieden geben, nicht alles geschehen lassen, nicht nur als teilnahmsloser Zuschauer durch die Welt gehen – sondern sie wachen Geistes mit allen Sinnen betrachten.
Und schon bald eröffnet sich ein Horizont, der um einiges vielschichtiger ist, als man es erwartet – und der jeden Tag neue Facetten hinzugewinnt. Und er ist nicht unveränderlich wie Diamant – man selbst kann dazu beitragen ihn zu schleifen, ihm einige wunderschöne Facetten hinzuzufügen.
Anmerkung: Man beachte die vielen Unabhängigkeitserklärungen, die im Monat Juli unterzeichnet worden sind und oft nur der Schlusspunkt langer Entwicklungsprozesse sind oder auch das Stauffenberg-Attentat auf Hitler, denn natürlich besteht der Juli aus mehr als aus nur zwei Ereignissen… Jedoch sind diese beispielhaft und symbolisch für den Freiheits- und Selbstständigkeitswillen, der allen Menschen innewohnt.

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