Pirbright zum Zweiten

Vor etwa vier Wochen brachte ein lokaler Ausbruch der Maul- und Klauenseuche in Südengland sowohl das britische Institut für Tiergesundheit als auch das benachbarte Tierpharmazie-Unternehmen Merial Animal Health in die Schlagzeilen. Seitdem gab es Gerüchte über mutwillige Freisetzungen, unzureichende Sicherheitsvorkehrungen und Sabotage, doch die meisten Kommentatoren wollten zunächst die Untersuchungsberichte von Professor Brian Spratt sowie der Health and Safety Executive (HSE) abwarten. Die beiden heute erschienenen Veröffentlichungen nennen unter anderem defekte Rohrleitungen als möglichen Auslöser, kamen jedoch zu keinen eindeutigen Schlussfolgerungen. Vermutungen, der Erreger sei gezielt freigesetzt worden, wurden nicht bestätigt. Merial nahm unterdessen wieder die Produktion von Tierimpfstoffen auf.Kein Problem mit der Biosicherheit
Der Erreger gelangte möglicherweise Ende Juli aus dem Labor der Firma Merial in das defekte Abwassersystem der Forschungseinrichtung, aus dem er vermutlich durch Überschwemmungen auf das Gelände gespült wurde. Von dort könnte er durch die Reifen abfahrender Kraftfahrzeuge ins Umland transportiert worden sein. Zu den Mängeln, die im HSE-Bericht identifiziert wurden, gehört jedoch neben diversen Langzeitschäden an Abwasserrohren und fehlenden Wartungsarbeiten auch die unzureichende Kontrolle der Labor-Mitarbeiter.
Professor Brian Spratt vom Imperial College London kritisierte in seiner Veröffentlichung vor allem das staatliche Institut für Tiergesundheit (Institute for Animal Health, IAH), dass er als „alternde Einrichtung, die zur Erneuerung vorgesehen war“ bezeichnete, während Merial als „modern und gut geführt“ gelobt wurde und angeblich „kein Problem mit Biosicherheit“ habe. Keith Plumb von der Institution of Chemical Engineers zeigte sich überrascht, dass „Merial offenbar unbehandelte Abwässer von ihrer eigenen Einrichtung zum IAH leiten“ durfte.
Inzwischen bekannt gewordene Briefe zwischen Merial und dem britischen Department for Environment, Food and Rural Affairs (Defra) belegen, dass bereits 2004 Reparaturen am Abwassersystem vorgesehen waren. Merial und das IAH konnten sich demzufolge nicht einigen, wer die Arbeiten zu bezahlen hatte. Folglich wurde das defekte Abwassersystem der biologischen Hochsicherheitseinrichtung drei Jahre lang nicht repariert.
Auch ein Fall der sogenannten „Legionärskrankheit“ (Legionellose) geht möglicherweise auf das Pirbright-Labor zurück. Nachdem sich ein dort angestellter Mitarbeiter des britischen Instituts für Tiergesundheit mit der meldepflichtigen Krankheit infiziert hatte, wurden in der Forschungseinrichtung Spuren des Erregers festgestellt.
Einige Artikel zu den Sabotage-Spekulationen:
Foot and mouth outbreak ‚was sabotage‘
Virus leak could not be an accident
Foot and mouth: Was spread of virus deliberate?

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