Kroatien ist noch lange nicht EU-tauglich

Sommer, Sonne, Meer! Wie viele Deutsche waren nicht schon in Kroatien. Was für ein freundliches schönes Land. Ein wenig zu teuer vielleicht. Aber diese Olivenhaine…..und die Pitwitzer Seen…eisblaues Wasser fällt eine Reihe von malerischen Kaskaden hinunter…traumhaft. Deshalb scheint es ja nicht all zu fern zu liegen und umso schöner zu sein, dass dieses Land bald zur Europäischen Union gehören könnte.
Und es scheint ja nicht schlecht – die Preise werden sich angleichen, die elend langen und nervenaufreibenden Passkontrollen fallen weg – nicht zuletzt praktisch für tausende von Exilkroaten, die im Ausland arbeiten und alljährlich große Mengen an Devisen in die Heimat schicken. Wenn alles glatt läuft,
könnte Kroatien schon Ende 2009 Mitglied der EU sein.
Doch Kroatien hat noch eine ganz andere, weniger sonnige Seite. Und die besteht aus der Verfolgung unliebsamer Journalisten, der abgrundtiefen Verstrickung zwischen Politik und Mafia und geradezu himmelhoch verehrte Korruption in vielen Ebenen von Wirtschaft und Gesellschaft.
Nicht nur, dass man sich seinen Studienabschluss an der Zagreber Uni über Jahre auch einfach kaufen konnte, anstatt zu pauken, sofern man denn genug Geld hatte. Noch schöner: Die Vorsitzende des Antikorruptionsanschlusses, Desa Mlikotin Tomic, ist unter den 28 Verdächtigten, unter denen außer 21 Professoren auch noch einige Angestellte befinden. Die unglaubliche Preisliste lautet wie folgt: „Für gute Noten zahlten die Studenten 400 bis 2000 Euro an die Professoren, so Polizeichef Benko weiter. Die illegale Aufnahme in für ein begehrtes Studienfach kostete sogar 9000 Euro.“
Auch Journalisten, besonders jene, die investigativ über die Mafia oder deren gute Kontakte bis in die höchsten Etagen der Regierung berichten, werden verprügelt, verfolgt und sogar mit Morddrohungen und –versuchen konfrontiert.
Die Presselandschaft hat sich seit Tudjman wohl nicht deutlich verändert.
Der Fall Dusan Miljus sorgte schließlich sogar über die Staatsgrenzen hinaus für Aufsehen, so dass zumindest in einigen deutschen und österreichischen Zeitungen über ihn berichtet wurde. Der Journalist war in Wohnungsnähe mit Metallstangen krankenhausreif geschlagen worden. Andere Journalisten werden massiv bedroht, auf einige sogar Mordversuche verübt. Die Organisation Reporter ohne Grenzen sieht Kroatien im Gegensatz zu anderen europäischen Staaten weltweit sehr weit hinten im Bezug auf Pressefreiheit.
Und schließlich die Mafia selbst. Während in Istrien italienische Clans zu herrschen scheinen, wird der Rest des Landes von Profiteuren des Kroatienkrieges beherrscht: Schmugglern, die Waffen, Treibstoff und Munition trotz Embargos über den Balkan an die jungen kroatischen Streitkräfte lieferten – manchmal aber auch an die verfeindeten Serben. Die so entstandenen Netzwerke bestehen noch bis heute.
Ein weiteres Kapitel in diesem Zusammenhang stellt die Ablieferung und Verurteilung von Kriegsverbrechern der 90er dar. Während jedem noch die Namen „Karadzic“ und „Mladic“ geläufig sind und Serbien auf dem internationalen Parkett der schwarze Peter des Balkans schlechthin ist, so fallen dem Urlauber höchstens ab und zu die riesigen Ante Gotovina-Plakate am Straßenrand auf. Dieser Mann ist durch sein Wirken im Kroatienkrieg – dem „Heimatkrieg“ wie ihn die Kroaten auch nennen – Nationalheld geworden. Und Kriegsverbrecher. Trotzdem hat es lange gedauert, bis er festgenommen wurde. Kroatien kooperiert bezüglich seiner dunkleren Kriegskapitel zwar immerhin besser als andere Staaten in der Region, aber trotzdem mehr als schleppend.
Die neuste Negativmeldung aus Kroatien : Die Ermordung von Ivana Hodak, der Tochter von Zvonomir Hodak, der den kroatischen General Zagorec vertritt.
„Dieser wird beschuldigt, während des Krieges 1991-95 Diamanten im Wert von fünf Millionen Dollar entwendet zu haben, die für Waffenkäufe bestimmt waren. Zagorec und sein Anwalt hatten in letzter Zeit angedeutet, über die Zusammenhänge Auskunft geben zu wollen. Angeblich soll Tochter Ivana vor Wochen Generalstaatsanwalt Mladen Baji Namen von Personen genannt haben, die im Krieg von Waffengeschäften profitierten. Es soll sich dabei um zwei Unternehmer und einen General handeln.“ Die vollständigen Zusammenhänge sind aber immer noch nicht ganz klar, weisen jedoch unweigerlich in Richtung Mafia. Oder Politik? Ist diesbezüglich so einfach ein Unterschied zu machen?
Ob die Reaktion des kroatischen Präsidenten, zwei Minister und das Oberhaupt der kroatischen Polizei zu entlassen, nicht mehr von Hilflosigkeit als wirklich Durchsetzungsvermögen oderOpferbereitschaft zeugt, wage ich zu bezweifeln.
Dementsprechend wäre eine diesen Zuständen nicht Rechnung tragende verfrühte Aufnahme in die Europäische Union Ende 2009 ein großer Fehler. Ich hoffe nur, dass die EU-Politiker an den Verhandlungstischen dies ebenso sehen. Denn bevor sich nichts ändert, sollte man Kroatien keine weiteren Offerten in diese Richtung machen.

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Eine Antwort

  1. dk sagt:

    Zwar haben Sie mit mehreren Ansichten Recht, aber leider sehen Sie es zu kurzsichtig. Zum einen müssten Sie, wenn Sie Ihrer Argumentation wirklich umsetzen wollen möchten, die EU-Staaten Bulgarien, Rumänien und sogar vielleicht Italien wieder hochkant aus der EU ausschliessen (dies ist aber bekanntlich nicht möglich). Auch in Deutschland wurden mehrere Uni-Abschlüsse gekauft, ich will das damit nicht gut heissen, jedoch ist das kein Argument gegen einen EU-Beitritt.
    Viel wichtiger ist das, falls Kroatien der EU beitritt, dieses Land die gesamte Region stabilisieren kann und bei der Entwicklung als positives Beispiel vorangehen kann. Bosnien ist noch immer ein Pulverfass und auch Serbien kann sehr leicht wieder in Nationalismus und Isolation verfallen. Dies alles kann meiner Meinung nach nur durch einen Beitritt Kroatiens überwunden und positiv beeinflusst werden.
    Lassen wir doch dass Gerede über einzelne Verfehlungen eines Landes beiseite, diese hat jedes Land, und versuchen das Ganze und seine Auswirkungen zu sehen. Dann bleibt nur der Schluss, dass Kroatien in die EU muss, so schnell wie möglich.

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