Umweltfreundlich und billiger leben durch Luxus
Letztens stand ich bei dm an der Kasse, vor mir und hinter mir jeweils eine junge Dame mit einem großen Korb voller sog. Körperpflegemittel. Haarspray, Gel, Handcreme, Gesichtscreme, Körperlotion, Duschgel, Shampoo, Conditioner und diverse für mich unidentifizierbare Dinge die man sich wohl in die Schnute schmiert um schön zu werden. In meinem Korb sah es zwar etwas aufgeräumter aus, aber auch ich hatte mehr als eine Plastikflasche mit irgendwelchen Pflegesubstanzen: 2 x Duschgel mit Orange bzw. Avocado Duft, Shampoo mit irgendwelchen „Fluiden“ und Conditioner mit Gott weiß welchen Zusätzen. Also hatte ich sozusagen den gesellschaftlichen Minimalkonsens der Körperpflege für höchstens 2-3 Wochen anbei.
Der Blick auf die vielen Cremes der Damen trieb mir ein Lächeln ins Gesicht. Creme braucht meine Haut nicht und ich bin nach wie vor sehr zufrieden mit meiner Haut. „Meine Haut hat sich nie daran gewöhnt Creme zu bekommen und darum benötige ich auch keine“ dachte ich und dann kam ich ins grübeln …Diese ganzen Plastikflaschen stören mich eigentlich auch schon seit geraumer Zeit. Unsere gelbe Tonne kann ein Lied davon singen, wieviele dieser Dinger bei uns verbraucht werden. Ausserdem kann man Duschgel meist garnicht so schnell auf dem Körper verteilen wie es weggewaschen wird. Die Variante die Dusche abzustellen, einzuseifen und dann abzuspülen nervt ja nicht wenig und wenn man ehrlich ist, hat man morgens auch keine Lust im Kalten unter der Dusche zu stehen. Die Geschichte mit Shampoo und Conditioner mach ich sowieso meist nicht mit. Conditioner kann ja ganz nett sein wenn man lange Haare hat, muss aber eigentlich nicht immer sein.
Die Gerüche die von diesen ganzen Produkten ausgehen nerven mich meist nach der ersten oder spätestens nach der zweiten Flasche und wenn es nicht pure Chemie sein soll, kostet die Pansche plötzlich auch nicht wenig.
Zusätzlich zu allen diesen Überlegungen mussten meine Frau und ich uns auch damit befassen, womit man eigentlich Babys bzw. Kleinkinder sinnvoll wäscht. Bei der Gelegenheit stellte sich heraus, dass die Haut unseres Sohnes sehr positiv auf basisches Waschen reagiert (Badesalz, Seife). Das brachte meine Frau dazu, die Idee zu formulieren, man könne sich ja auch mal mit Seife waschen. Da rannte sie bei mir eigentlich offene Türen ein. Für die Hände nehme ich sowieso am liebsten Seife im Stück, dieses Zeug aus der Flasche mit Spender ist die reine Verschwendung, denn auch das wäscht sich schneller ab als man die Hände einseifen kann. Das Sauberkeitsargument ist für mich nicht eingängig, denn unter den Spenderflaschen findet sich meist ein nennenswerter Klecks von der super Flüssigseife. Dass es sich dabei in der Seifenevolution um einen Rückschritt handelt, nachdem man mühsam von Asche und Sand am Fluß zu Handschmeichel-förmigen Stückchen gelangt ist, muss man eigentlich nicht erwähnen.
Trotz alledem schwante mir übles, als meine Frau anfing von Seife zu erzählen. Unangenehme Gedanken an Läden wie „Lush“, die in den Augen meiner Nase im wahrsten Sinne des Wortes zum Himmel stinken, kamen mir in den Sinn und ich ging erstmal nicht auf diese Idee ein. Diese stinkenden rosa, lila oder grünen Barren die man dort bekommt, fristen in meiner Erfahrung meist ein jämmerliches Dasein auf Gästetoiletten und sorgen dort dafür, dass der Gast diesen Ort möglichst schnell wieder verlässt. Mich damit zu waschen ist mir noch nie in den Sinn gekommen.
Ein Besuch meiner Eltern kam mir dann bei diesem Thema entgegen. Meine Mutter blätterte im Manufactum Katalog, der bei uns gerade herum lag und sagte: „Oh da gibt es Seife aus Aleppo, davon hätte ich gerne mal wieder ein Stück“. Da war es wieder, das Wort „Seife“. Ein kurzes forschen ergab, dass man in Aleppo seit etwa 1.300 Jahren Seife herstellt und diese Seife zu den besten Seifen der Welt zählt. Das Zeug wird aus reinem Olivenöl gemacht und wird bis heute in der alten Rezeptur hergestellt. Der reine Seifenluxus! Manufactum ist ja immer ein guter Tipp für Geschenke und ein guter Startpunkt, wenn man Dinge hoher Qualität sucht (obwohl man meist besseres oder gleiches auch preisgünstiger finden kann). Bei genauerem Studium des Katalogs fand ich also ein Probierpaket mit dem Titel die besten Seifen der Welt, das mit etwas über 20 € im Rahmen des möglichen schwebt.
Für meine Frau überraschend, trudelte also eine kleine Kiste mit Seifen bei uns ein. Für mich als Überraschung hatten diese Seifen mit dem oben erwähnten stinkenden Zeug nicht viel gemein. Angenehme Düfte ohne chemische Grundnote stiegen von den unterschiedlichen Seifen auf. Da gab es Olivenöl und Lorbeer-Seife aus Aleppo, Sol- und Kern-Seife aus Deutschland, Zitronen-Seife aus England und Oliven-Seife aus Frankreich. Nun gut, also wurde das Duschgel aufgebraucht und als erstes die Olivenöl-Seife aus Aleppo in Betrieb genommen. Der Duft ist angenehm und dezent natürlich, das Waschen mit dem Block erst ungewohnt, aber effektiver als das gewohnte Gel. Nach wenigen Tagen hat sich die Haut an das neue Waschen gewöhnt und das zunächst stumpfe Gefühl das man von Seife kennt, wird durch ein schönes, natürliches, weiches Gefühl der Haut nach dem Duschen ersetzt. Mit dem Zeug kann man sich sogar die Haare waschen und selbst das fühlt sich gut an. Auch die anderen Seifen haben sich als unheimlich angenehme Alternative zum Duschgel gezeigt. Wahre Wunder hat das Waschen mit Seife bei meinen Füßen bewirkt. Jahrelang habe ich alles versucht um die trockene Haut am Fuß zu bekämpfen. Ziehen am Strumpf klang immer etwa so, als ob man einen Klett öffnet und barfuß gehen auf einem Teppich barg das Risiko den Teppich am Fuß kleben zu haben. Reibe, Schrunden-Salbe, Fußcreme, ich weiß nicht was – hat alles nichts geholfen.
Doch nach wenigen Tagen (!) des Waschens mit ganz profaner Seife wurden meine Füße glatt wie ein Babypo, ganz ohne Reibe und Klimbim. „Stelle merken und mit Seife waschen“ muß man da wohl sagen.
Die Haut meiner Frau mochte andere Seifen als meine, aber auch dort gab es sehr positive Effekte und Duschgel gibt es bei uns nun nicht mehr. Ich habe mich auf Birkenteer-Seife eingeschossen und meine Frau mag Sol-Seife.
Zusammenfassend muss ich nun auch noch feststellen, dass unsere gelbe Tonne merklich weniger voll ist. Das lästige „leere Plastikflaschen aus der Dusche räumen“ ist ein sehr seltener Vorgang geworden und das beste an der ganzen Sache ist, dass es auch noch billig ist. Aleppo-Seife ist der reine Luxus, mehr geht kaum. So ein Block kostet 6 € und damit waschen sich 2 Personen etwa 3 Wochen. Andere Seifen sind eher billiger. Das muß man mit Duschgel erstmal nachturnen. Man wäscht sich mit den besten Seifen der Welt, reduziert den Abfall und das ganze ist auch noch billiger. Auswahl gibt es bei Seifen auch, obwohl man da (wie so oft in unserer Zeit) schon etwas suchen muss. Man kommt sich vor, als wäre man vorher total vernagelt dem Konsumterror gefolgt und wenn man ehrlich ist, stimmt das ja auch. Für mich und meine Familie steht Seife nun also auf der Liste der Körperpflegemittel an etwas prominenterer Stelle. Eine neue/alte Alternative.
Quellen für gute Seifen:
Seifen und Körperpflege, The Different Scent
Manufactum
Danke – vielleicht probier ich es mal!
Slim
Seife.
Fett und Lauge lassen sie entstehen, wobei das Ergebnis (das Salz der Fettsäure = Seife) auch die Haut austrocknen kann.
Dazu gibt es rückfettende Substanzen, was zum Beispiel das Olivenöl darstellt.
In Duschgelen nimmt man gerne Natriumlaurethsulfat, wobei diese Substanz eine sehr starke entfettende Wirkung hat und vermutlich zu einer Nitratbelastung des Körpers führt. Kaum bekannt ist die geringe Dioxinbelastung des Natriumlaurethsulfat, da das pastöse Konzentrat bereits Spuren davon enthält und mit der Duschgelherstelllung so weit verdünnt ist, als dass diese Substanz offenbar nicht mehr deklariert werden muss.
Es kommt also immer auf die Inhaltsstoffe an, die zum Teil sensibilisierend wirken können.
Wasser sparen und dabei nicht zuviel Seife weg spülen kann man übrigens damit:
http://www.test.de/themen/haus-garten/test/-Duscharmaturen/23214/23214/
Entgegen den ausschließlichen Nachzahlungen nach Betriebskostenabrechnung im nachbarschaftlichen Umfeld hatten wir eine Erstattung mit Einsatz dieser Armatur. Da bleibt auch mehr für luxuriöse Seifen übrig 😉
Gruß
Holo
Zum Thema Haut austrocknen:
Interessanterweise beobachte ich eben genau das Gegenteil. Die Haut fettet jetzt besser nach. Meine trockenen Füße sind nach wie vor viel viel viel (unglaublich viel) besser als je zuvor. Übrigens eine Beobachtung die ein Kollege der auch gerade Seife probiert (Asche auf mein Haupt) auch gemacht hat, trockene Stellen auf seiner Haut sind besser geworden.
Natürlich wird das für jeden Menschen unterschiedliche sein. Auch wird sich Seife abhängig von Hauttyp und z.B. Härtegrad des Wassers unterschiedlich verhalten. Wie immer liegt das Geheimnis darin sich damit zu beschäftigen und das ganze zu kultivieren. Weg vom stumpfen ins Regal greifen, hin zur Qualität. Natürlich individuell!
Wirklich interessant und bemerkenswert fand ich eigentlich das man „Seife“ garnicht mehr auf dem Programm hat. Duschgel ist für die meisten alternativlos und man denkt das ist es nun. Eine Beobachtung die man auf sehr viele Dinge ausweiten kann.
Was ich im Blog ja ganz klar vergessen habe zu erwähnen ist der Film „Fight Club“:
„Seife! Bitte? Ich mache und verkaufe Seife! Das Eichmaß der Zivilisation!“
– Malakim
Gute Aleppo-Seife in verschiedenen Grössen (200g-, 100g-, 25g- und 20g-Seifen), Formen (die traditionellen „Klötze“, handliche Rechteck- und Rundseifen sowie Flüssigseife in 200ml- und 500ml-Spendern) und Sorten (als reine Olivenölseife und mit 12 bis 45% Lorbeerbeerenöl sowie als Duftseife mit Honig, Rosenöl, Jasminöl und Schwarzkümmelöl) gibt es bei dem Naturkosmetik-Hersteller Najel.
Aleppo-Seife ist wirklich die beste Seife der Welt!
Mhh..lecker!