Innenminister für ein paar Monate

Vor zwei Jahren, Anfang 2007, hatte ich eine Idee, die ich entgegen meiner Veranlagung sogar in die Wirklichkeit umsetzte.

An Ideen mangelt es mir nie, könnte immer etwas neues erdenken, woran es dann hapert ist zum einen die Zeit und der wichtigste Punkt, warum es nur selten was wird, ist mein riesiger innerer Schweinhund.
Aber zurück zu meiner Idee:

In den Medien wurde auch 2007 schon heftig über das Thema Bundestrojaner diskutiert. Das nahm ich zum Anlass mir einen Bundestrojaner als ausführbare Slideshow mit Fotos und Texten binnen weniger Minuten. In meinem Forum kam das ganze sogut an, dass ich nach einer freien Domain schaute.
Bundestrojaner.net – war damals noch verfügbar und ich bastelte eine recht einfache Seite auf der ich den Trojaner zum Download anbot. Ich bezeichnete mich dabei als Innenminister.

Bundestrojaner Webseite

Bereits einen Tag später gab ich am Telefon ein Kurzinterview und meine Seite wurde über DPA in allen großen Medien bekannt gemacht. So kann man ihn z.B. noch beim Spiegel lesen.

Am Tag drauf rief mich jemand von der taz an und wollte ein längeres Interview. Ich sollte den Innenminister spielen und es kam ein ganz launiger Artikel bei raus:

Ursprünglich wollte die Polizei deutsche Computer ja heimlich untersuchen. Ihr Trojaner hingegen spielt die Hymne und schwenkt Fahnen. Sonderlich unauffällig ist das nicht.

Wir geben dem Trojaner die Chance, aus dem Ghetto der schädlichen und übel beleumundeten Virenprogramme auszubrechen. Die Hymne und die Fahnen machen deutlich, dass er aus der Mitte der Gesellschaft kommt. Das ist nicht nur aufgeklärter, das ist aufklärender Patriotismus, das ist die ideale Kombination aus deutscher Ausgelassenheit, wie sie bei der WM zu beobachten war, und deutscher Selbstkontrolle, wie sie unser Volk seit Jahrhunderten erfolgreich praktiziert. Dieser Trojaner ist ein echter Deutscher.

Ganzes Interview bei der taz einsehbar.

Ich rechnete natürlich jeden Tag mit einer Abmahnung des richtigen Innenministers, doch mit Internet scheint er ja nich viel am Hut zu haben.

Zwei Wochen später fragte dann Polyblog, der Internetableger des Magazines Polylux, nach einem Interview vor der Kamera. Auch da konnte ich natprlich nicht nein sagen, auch wenn ich mich nicht unbedingt für Kamera tauglich halte.

Das ganze war eine Art Fightclub: Der Provinzblogger vs. Staatsgewalt Polizisten

Hier gibts das Video

Mittlerweile war ich eigentlich durch alle Magazine durch und ich habe einige recht gute Angebote für die Domain Bundestrojaner.net bekommen, so dass ich sie verkauft habe. Es war eine interessante Erfahrung zu sehen wie das ganze sich über die Medien ausbreitete und wie man mit einer „billigen“ Idee seine Seie bekannt machen kann.

Den Bundestrojaner in der Version 0.8.15 könnt Ihr Euch auch noch heute ganz offiziell bei Freenet.de herunterladen und so sehen was für ein Crap es wirklich war.

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2 Antworten

  1. Tele sagt:

    Ein Trojaner für alle zum Download? Gute Idee! Wenn wir uns alle gegenseitig ausspionieren können, dann wird die Welt gewiß friedlicher werden. Ganz klar, so klar, wie Überwachungskameras Straftaten verhindern. Ach ne, das ist ja so, dass die Straftäter lediglich in unüberwachte Bezirke ausweichen.

    Ich mag ja ein unverbesserlicher Idealist sein, aber vllt. finden sich Lösungen gegen Terror, gegen Verbrechen im Allgemeinen doch eher im sozialen Umgang miteinander und weniger im Aufbau eines Überwachungsstaates, gerade derjeniger, die ungerührt dabei zuschauen, wie von Unten nach Oben umverteilt wird.

  1. 12. April 2016

    […] ganze Story gibt es auch hier im Blog beim Artikel: “Innenminister für ein paar Monate” samt taz Artikel und Polylux […]

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