C – A – F – F – E – E … TRINK NICHT SOVIEL CAFFEE

Eigentlich bin ich Teetrinker. Das kam dadurch, dass ich in meiner Jugend einige Zeit in einer „very British“ Familie verbracht habe. Da gewöhnt man sich schnell an „Earl Grey“ oder besser „Darjeeling first flush“ mit Zitronenscheibe oder mit Milch. Kaffee findet in so einem Haushalt nicht wirklich statt. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und so versuchte ich Kaffee garnicht wirklich, warum auch, wenn man zufrieden ist? Tee ist auch unheimlich Variantenreich und so treten auch keine Ängste auf man könne etwas verpassen. Bis man da durch alle möglichen Variationen von Schwarz-, Grün-, Früchte oder Roibuschtee mit den möglichen Zusätzen von Kräutern, Früchten, Gewürzen oder auch Chemie durchgetestet hat, ist auch das längste Leben abgeschlossen. Nimmt man dann noch den „weißen Tee“ hinzu, wie er im Buch Opium beschrieben wird, treten eigentlich gar keine Fragen oder Wünsche mehr auf. In unserem Land ist die Gesellschaftsfähigkeit von Tee in den letzten Jahren zwar angestiegen, aber wenn man keinen Kaffee trinkt, wird man trotzdem noch schief angeschaut. Kaffee blieb also irgendwie weiterhin ein Thema, welches von mir mit einem „nein danke, ich bin Teetrinker“ angesprochen wurde.
Im Studium dann lernte ich Kaffee als Mittel zum Zweck, als Tagesverlängerungsmittel oder auch zur Energiesteigerung kennen. Motto „Drink More Coffee. Do stupid things faster with more energy!“. Das Geschmackserlebnis war immer noch bescheiden, aber besser als Bonbon-Wasser mit Guarana ist es allemal. Nachteilige Nebenwirkungen wie Herzflattern, Hitzewallungen usw. bekommt man ja durch Übung wunderbar in den Griff, man muss eben einfach über diesen Punkt hinaus trinken. Auch in den ersten Jahren meiner Berufstätigkeit blieb ich Teetrinker. Diese Kaffeeplörre aus dem Büro kann ja auch kein Mensch trinken, da dröppelt das Wasser bei lauen 80°C an genau einer Stelle durch den Filter und das Ergebnis leidet vor dem Trinken meist noch Stundenlang auf einer Heizplatte herum. Igitt.
Vor wenigen Jahren führte mich mein Beruf jedoch auf Dienstreisen nach Italien, ganz in den Süden nach Puglien. In Italien kommt man am Kaffe kaum vorbei, es ist ein soziales Hindernis, wenn man keinen trinkt. Alle Kollegen sammeln sich nach dem Mittag am Kaffeeautomaten der in winzigen Bechern Kaffee auswirft. Entdeckt man z.B. ein gigantisches Problem, so ist die Reaktion darauf „Komm, wir trinken einen Kaffe, das Leben ist schön“ und erst dann befasst man sich mit der Lösung des Problems (ganz anders als in Deutschland, wo die Reaktion immer erstmal ist: „Wer ist dafür verantwortlich“ und erst wenn man den gefunden und gekreuzigt hat, denkt man darüber nach, ob man das Problem nun überhaupt ohne diesen Verursacher lösen kann). Auch drängt sich einem der Kaffee da unten unheimlich auf. Der ganze Flugplatz in Brindisi riecht bei bestimmten Wetterlagen nach Kaffee von der nahe gelgenen Rösterei. Eines mus man Kaffee ja nunmal zugestehen: er riecht unheimlich klasse. Unter diesem sozialen Druck habe ich dann etwas nachgegeben und einen Kaffee nach dem Mittag mit den Kollegen eingenommen. Ups, das Zeug schmeckt ja ganz anders, als das was man in Deutschland trinkt! Selbst verglichen mit einem Deutschen Espresso war schon der Automatenkaffee in Italien besser. Woran konnte das liegen?
Zunächst einmal habe ich (als Ingenieur) versucht reproduzierbare Bedingungen zu schaffen. Also brachte ich von so einer Reise den dortigen Kaffee mit. Quarta Caffee heißt die dortige Rösterei. Erstaunlich genug schmeckt dieser Kaffee anders und mir auch besser als die Kaffees die man hier so kaufen kann, noch dazu ist das Zeug da unten billig (2-4€ für 500g wird wohl ungeschlagen bleiben, denke ich). Es muss an der Röstung liegen. Die Kaffees die man hier kauft sind auf den deutschen Markt zugeschnitten und schmecken alle gleich (oder so ähnlich, dass es mir schwerfällt Aldi von Mövenpick zu unterscheiden, erst recht, wenn auf deutsche Weise gekocht).
Auch die Zubereitung kann man (billig) optimieren. Alles ist besser als das übliche Durchtropfsystem. Da kann man lieber die türkische Variante nehmen und den Kaffee einfach in die Tasse werfen. Oder man optimiert dies, wie die Franzosen es machen, mit einem Sieb welches man dann herunterdrückt und damit den Kaffeesatz auf den Boden zwingt. Auch billiger und für wenig Geld am allerbesten ist die italienische Variante, mit einem System wo das Wasser von unten hochkocht (z.B. diese Espresso Kanne, die gibt es aber auch aus Alu in billig). Noch exotischer (und mit anderen Geschmacksergebnissen) geht es nach Caffe Napoletana-Art, dabei sind zwei Kannen übereinander montiert und wenn das Wasser kocht dreht man das ganze um damit das kochende Wasser in die andere Kanne läuft. Wer Geld hat, sollte sich eine echte Espresso-Maschine kaufen, ein Ergebnis mit Crema ist einfach unschlagbar … aber die Dinger sind so richtig teuer. Druck und Temperatur sind das Geheimnis, daher ist es auch am besten, wenn man für ein optimales Ergebnis den Kaffee selber mahlt. Ich nutze dafür eine Handmühle, bei der ich den Feinheitsgrad einstellen kann.
Heute würde ich mich als Kaffeliebhaber bezeichnen. Tee trinke ich auch noch gerne, aber Kaffee bereichert meinen Tag. Interessant ist für mich wieviele Leute sich dieses bittere, minderwertige, idiotisch geröstete und gekochte Zeug reinhauen. Erklärt man jemandem, dass man durchaus verstehen kann, warum Blue Mountain Kaffee so teuer ist und warum es Leute gibt die das auch bezahlen, wird man mit dem Hinweis „man sei ja nicht ganz richtig im Kopf“ oder man sei „ein Luxusversessener Verschwender“ belohnt. Witzigerweise würden sich die gleichen Leute garnichts dabei denken, wenn jemand jeden Morgen für 2,50€ einen „Coffe To Go“ bei Starbucks kauft und diesen in der U-Bahn trinkt … 2,50€ jeden Werktag, das sind locker 50€ im Monat, dafür kann ich täglich Blue Mountain Kaffee (oder dieses von Meerkatzenvorverdaute Zeug „Kopi Luwak“) saufen, von Espresso aus Italien ganz zu schweigen.
Starbucks ist in der Kaffee-Welt sowieso so ein Ding: Da hat ein Unternehmen in den USA Erfolg, weil es die dort restlos verwässerte Plörre wieder etwas europäisiert und etwas Kultur in das Kaffetrinken bringt und dann fassen die hier als Re-Import auch noch Fuß. Mal ehrlich, wir laufen in Kaffehäuser aus den USA, dem Land wo Kaffe zu gefärbtem Wasser mit bitterem Beigeschmack verkommen ist. Da werden Höchstpreise dafür gezahlt, dass man den Kaffee im Stehen in der U-Bahn aus Bechern mit dem Hinweis, dass sich heißes darin befindet trinken kann. Naja das muss man nicht verstehen. Auch die Entwicklung Kaffe in Pads oder Plastikhütchen kaufen zu müssen, damit man ihn in einer eigens dafür konstruierten Maschine aufkochen kann ist für mich absonderlich. Bin ich damit doch darauf angewiesen, dass die da guten Kaffee reinfüllen (was sie nicht tun). Dass sowas dann auch noch als „Gourmet“-Kaffee angpriesen wird ist der Gipfel der Volksverblödung. Wie sich sowas in Zeiten des „Umweltschutzes“ durchsetzen kann bleibt mir auch irgendwie ein Rätsel.
Naja, wie mit so vielen Dingen muss man sich erst so richtig damit beschäftigen bevor es richtig Spaß macht. Wenn man sowas kultiviert, wird man plötzlich auch weniger anfällig für die „Verführungen“ der Werbung, man weiß dann einfach, dass einem schon wieder billiges für neu und teuer angedreht werden soll, egal ob es der „Coffe To Go“ oder die Pads sind. Im Büro gab es bei uns durch die ständigen Besuche in Italien eine kleine Kaffee-Revolution und wir haben nun eine gute Kaffeemaschine, die Espresso mit Crema und allem drum und dran raushaut. Die alte Kaffemaschine ist ohne zögern in den Müll gewandert.

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2 Antworten

  1. Manfred sagt:

    Irgendwie hast Du natürlich recht. Aber tun Wir eigentlich nicht hauptsächlich nur dumme Dinge? Wir fantasieren über Ausserirdische die in UFOs durchs Weltall fliegen, folgen ihrem Vorbild und bekommen dadurch Teflonpfannen und Kommunikationssatelliten. Mit Kaffee ist es genauso. Man erfindet Kaffeemaschinen die Wir eigentlich nicht brauchen, dadurch entstehen Arbeitsplätzem Leute können reich werden, Karriere machen und stolz sein auf was Sie erreicht haben.
    Für den „Spartaner“ ist 99% unserer Ekonomie sowie für Nichts nütze. Eigentlich brauchen Wir das Alles nicht. Amerikaner und ihre Fölglinge sind keine Spartaner. Sie glauben in Unsinn und, das ist das magische daran, haben damit auch noch Erfolg. Wollen Wir hoffen dass es nicht wahr ist dass ihr Gott eigentlich eine Hexe ist, Die Sie, mit dem Versprechen auf ewigen Frieden wenn Sie so leben, in die Falle gelockt hat.

  1. 12. Juli 2009

    […] leisten und in meiner Familie bereite ich zumindest am Wochenende das Frühstück zu. Neben gutem Kaffee habe ich Rührei, Spiegelei oder die Spezialität des Hauses, Ei Malakim auf dem […]

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