Briefe von Servicebüros der Rundfunkanstalten – oder: – Seltsame Wege des Rundfunkgebühren-Einzugs

Folgende Ausgangssituation:
Einige Bekannte von mir erhielten vor nicht allzulanger Zeit Post von einem Servicebüro Rundfunkbegühren H. Keller, das angeblich im Auftrage des SWR von ihnen Auskunft haben wollte über die Meldung von Rundfunkempfangsgeräten.
Im Auftrag des SWR zu schreiben kann ja jeder behaupten, stimmt das denn auch? Einige Punkte ließen diese Briefe zunächst dubios erscheinen:
– Das sogenannte Servicebüro H. Keller gab zwar im Briefkopf ein Postfach und einen Ort ( Postfach 1209, 74913 Waibstadt) an, aber keine ordentliche Adresse.
– Eine Suche im Internet nach diesem Unternehmen blieb ebenfalls erfolglos: Es erscheint weder im Telefonbuch noch im Branchenverzeichnis und ist auch ansonsten nirgends auffindbar.
Inhalt der Briefe:
In den Briefen wird von einem Rundfunkbeauftragten gesprochen, der die Briefempfänger persönlich hätte besuchen wollen, um „zu klären, ob alle gebührenpflichtigen Rundfunkgeräte gemeldet sind“. Auch abschließend ist die Bitte enthalten, doch einen Besuchstermin zu vereinbaren für den angeblichen „persönlichen Ansprechpartner in Sachen Rundfunkgebühren“.
Trotz der in der Werbung gerne massiv verbreiteten Botschaft der Gez, man habe seine „Spione“ überall (diese Filme mit dem Mantel auf – Gez-Umhänger sichtbar), ist es nach wie vor so, dass niemand so ohne Weiteres die Wohnung normaler Bürger betreten darf, auch vor der Tür klingelnde Gebührenberater muss man nicht reinlassen! Zum Schutz der Privatspähre der gutgemeinte Rat, auch nicht mit irgendwelchen Unternehmen, die man nicht kennt, einen Besuchstermin zu vereinbaren – denn dann sähe die Rechtslage wieder anders aus.
In dem Brief wird desweiteren gebeten, das beiliegende Formular auszufüllen:
– Falls man Runfunkempfangsgeräte besitzt, die noch nicht gemeldet sind
– oder falls sich die eigene Adresse nach Umzug geändert habe.
Weitere „Fallen“ finden sich im Formular selbst:
Will man Geräte anmelden, findet sich darunter auch ein Feld zur Eingabe der Kontodaten und eine Einzugsermächtigung der Gebührenabbuchung.
Will man seine neue Adresse angeben, findet sich auch darunter wieder eine Frage in dieser Richtung, diesesmal danach, von welchem Konto man seine Gebühren abbuchen lassen würde.
Beschränkt man sich beim Ausfüllen darauf, die dritte Möglichkeit zu wählen (dass man weder Radio noch Fernseher noch sonstiges in seiner Wohnung und in seinem Kfz habe), unterschreibt man den bedenklichen Passus „Eine Vorort-Prüfung behalten wir uns in diesem Falle vor“.
Alles keine gute Wahl.
Was sollen diese Briefe eigentlich?
Unser erster Gedanke war, diese Briefe sind ein Fake, um Kontodaten zusammen mit Adressen abzufischen – da waren die Briefe schon auf dem Weg in den Papierkorb.
Etwas aufwändigeres Herumtelefonieren ergab dann jedoch die ganze Dimension, die sich hinter derartigen Briefen verbirgt:
Bei einem Anruf bei der Gez konnte man erfahren, dass Deutschland sozusagen aufgeteilt ist in die Zuständigkeitsbereiche der einzelnen Rundfunkanstalten – für die im Süden Deutschlands lebenden Bekannten von mir hieß das, der SWR war tatsächlich zuständig.
Wie man allerdings beim SWR (und auch bei anderen) auf der Homepage lesen kann, regelt die Gez als zuständige Behörde den Einzug der Rudfunkgebühren – eigentlich. Bei der Gez wurde uns jedoch mitgeteilt, dass dei einzelnen Rundfunkanstalten daneben auch noch eigenständig Drittfirmen beauftragen, um „Gebührensünder“ aufzuspüren, eine Praxis, die den Leuten von der Gez bekannt war, uns jedoch überraschte. Ein weiteres Telefonat mit der Gebührenverwaltung beim SWR bestätigte die Version und ergab weitere HInweise: Ja, man greife bei der Suche nach Nicht-Gebühren-Bezahlern auf den Einsatz von Drittunternehmen zurück. Die Versicherung, dass das Unternehmen H. Keller tatsächlich in deren Auftrag handeln würde und dass es dort persönlich bekannt sei, bringt uns aber auch nichts.
Fest steht jetzt in jedem Falle: Die Briefe sind tatsächlich echt.
Was kann man tun?
Was man tun muss, scheint jedenfalls klar: Nichts. Man ist nicht gezwungen, diese Briefe zu beantworten – und aufgrund der oben beschriebenen Obskuritäten würde ich persönlich das auch niemandem raten. Dass irgendwelche Drittfirmen die Kundendaten offenbar ganz offiziell bekommen, erscheint mir ohnehin schon ein bedenklich freizügiger Umgang mit unseren Daten. Und wofür? Es gibt schließlich nach wie vor die Gez, die für Gebühren dieser Art grundsätzlich zuständig ist – anmelden oder Änderungen durchgeben kann man am einfachsten immer noch bei der Gez direkt: http://www.gez.de/online_service/index_ger.html Daneben liegen auch häufig schon in vielen Banken die entsprechenden Gez-Formulare aus. Es gibt so viele einfachere Wege, seine Gebühren ordentlich anzumelden und zu bezahlen, ohne dass man sich noch irgendwelche Unternehmen ans Bein bindet, von denen man noch nie gehört hat. Und ist man ordentlich bei der Gez gemeldet, hat man auch nichts zu befürchten. Die Briefe können also getrost in den Papierkorb.
Eines kam bei der Aktion für mich persönlich jedoch auch noch hinaus: So viele Anstrengungen (und so viel Geld…) wird verschwendet, um mögliche Nicht-Gebührenbezahler aufzutreiben – da wünscht man sich die in meinen Augen längst überfällige Reform des ganzen Gebührensystems viel schneller herbei. Mit einem Grundbeitrag für jeden wäre dieser ganze schon längst unzeitgemäße Aufwand, wer welche Gerätetypen zur Verfügung hat und wer seine Gebühren ordnungsgemäß bezahlt und das Suchen nach denen, die es nicht tun, endlich beendet.

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2 Antworten

  1. Tele sagt:

    Die neue für jeden Haushalt fällige Rundfunkgebühr mag in ihrem Grundanliegen in Ordnung sein und auch verständlich.
    Mich stört die Höhe des Betrages (100% vom vorherigen Höchstbetrag), der den Rundfunkanstalten ein saftiges Plus beschert, so dass eine Senkung der Gebühr durchaus möglich ist.
    Eine wirklich faire Lösung wäre in meinen Augen die Einführung der für alle Haushalte verbindlichen Gebühr gewesen und eine gleichzeitige Gebührensenkung.
    Gründe gegen eine Gebührensenkung kann ich keine finden. Schließlich bestehen Ausnahmeregelungen für Betriebe. Ungerecht ist diese Reform gegenüber den Haushalten, in denen sich z.B. nur ein einziges internettaugliches Gerät befindet, aber sonst keine Radio-, bzw Fernsehgeräte.
    Das Argument ist bereits an anderer Stelle aufgetaucht: niemand hat die Rundfunkanstalten darum gebeten, ihre Sendeinhalte online zu präsentieren. Ich habe eine ungebetene Leistung kostenlos angeboten bekommen und werde jetzt dazu gezwungen für eine Leistung zu bezahlen, die ich nicht erwünscht habe und nur selten genutzt. Ich kann ohne Probleme auf diese Leistungen verzichten. Informationen über Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, Kultur usw usf bekomme ich von anderen Nachrichten-Anbietern in viel höherer Qualität und Quantität.
    Da ich aufgrund meines grundsätzlichen Desinteresses gegenüber den Radio- und Fernsehangeboten meinen Fernseher und mein Radiogerät aus meinem Haushalt entfernt habe, wirkt die Einführung der neuen Rundfunkgebühr erschütternd auf mein Vertrauen in das Urteilsvermögen des Verfassungsgerichtes.
    Gerecht wäre in meinen Augen, nur den tatsächlichen Nutzern die Nutzung der durch die Rundfunkgebühren unterhaltenen Sender in Rechnung zu stellen.
    Unersätzlich halte ich nicht einen einzigen Sender, auch nicht den Deutschlandfunk. Ich sehe aber auch den Nutzen dieser Sender für andere Hörer und Zuschauer in unserer Republik.
    Deshalb fordere ich eine Senkung der neuen Rundfunkgebühr.
    Gruß,
    Tele

  2. Dieter Kühn sagt:

    Ich finde es seltsam:
    in den vergangenen Jahren wurden einige Sender zusammengelegt – wohl um Kosten zu sparen (?)
    Sportrechte seien angeblich auch billiger geworden.
    Viele Fernsehsendungen scheinen sich inzwischen via Product Placement zu finanzieren.
    Sogar „das Wetter“ wird ja über Werbung finanziert.
    Es gab zu der Zeit, als ich noch ein Fernsehgerät hatte, relativ viele Wiederholungen und TalkShows, die waren/sind sicher auch nicht teuer.
    Also: weniger Ausgaben und mehr Werbe-Einnahmen.
    Wo bleibt die Gebührensenkung?
    Aber da ist das wohl wie bei den Behörden: ist die Kohle am Jahresende nicht verbraten könnte ja jemand auf die Idee kommen, dass man sie gar nicht braucht. Also raushauen.
    Irgendwie kommt mir das vor wie beim Müll oder beim Wasser.
    Soll heißen: obwohl die Sender angeblich sparen steigen die Gebühren. Oder hat schonmal jemand davon gehört, dass die Gebühren sinken, weil die Lizenzen für Sportübertragungen billiger geworden sind?
    Angestellte der Rundfunkanstalten scheinen eine Art Beamtenstatus zu haben. Sie müssen ja ihr Geld nicht wirklich erwirtschaften, die Gehälter sind satt (zumindest demnach, was ich gehört habe) und wenn man manchmal so hört, was manche Showmaster verdienen … tscho … ned schlecht, da muss jemand anderes lange für arbeiten.
    Im Grunde genommen bin ich schon für die allgemeinen Rundfunkanstalten, nur die Art und Weise, wie man abgezockt wird ist für mich eine Form der modernen Wegelagerei. Ich habe nunmal nur 2 Ohren. Und dass ich für das gleiche Radiogerät zweimal bezahlen soll, nämlich einmal, wenn ich es mit in die Küche nehme und nocheinmal, wenn ich es anschließend ins Büro stelle, das empfinde ich schon als dreist.
    Ok – dennoch habe ich meine Radio-Geräte (die ja den PC einschließen) angemeldet: einmal beruflich, einmal privat. Aber ohne Fernseher – und ich kann Euch sagen: ohne Glotze lebe ich entschieden besser.
    Nun erhalte ich also das Schreiben vom Servicebüro.
    Hallo??? Was wollt ihr von mir?
    So, wie mir unterstellt wird, dass ich die Sender betrüge unterstelle ich der Servicekraft, sie sei ein Türdrücker und Abzocker. Und mit solchen Leuten habe ich nichts am Hut. Will ich gar nicht sehen, kommen bei mir auch nicht rein. Überhaupt – der Begriff „Service“ klingt mir hier wie der reinste Hohn.
    Vor einigen Jahren wollten sie (die GEZ) schonmal doppelt kassieren – nur, weil irgendein Adressversand mich zum Unternehmensberater gemacht hat – warum auch immer. Man kriegt ja gar nicht mit, wer solchen Mist in Umlauf bringt. Bis es mir dann mal zu dumm geworden ist mit den Drohungen der GEZ, da haben sie mir gesagt (für das Gespräch musste selbstverständlich ICH bezahlen, und zwar mehr, als für ein normales Deutschlandgespräch), sie hätten die Adresse von Bertelsmann bekommen. Wieso von denen? Keine Ahnung. Ich hatte mit diesem Laden nie etwas am Hut.
    Aber so läuft das. Die GEZ kauft Adressen und schickt einfach mal ihr Drohbriefe los. Ein Blick in die Datenbank hätte genügt, um zu sehen, dass ich eh schon zahle (damals noch MIT TV). Aber nein, da werden unsere Gebühren für solchen Mist verschwendet.
    Diese Service-Türdrücker erhalten übrigens angeblich 50% von dem, was sie den Leuten abpressen. Wer macht denn so ’nen Job? Was sind denn das für Typen? Dass sie es mit der Wahrheit nicht immer so genau nehmen, kann man im Internet seitenlang nachlesen. Und warum sollte ich mich mit potentiellen Lügenbeuteln auseinandersetzen?
    Übrigens, was sich sowieso gar nicht verstehe: da ja PC und Fernsehen sowieso immer mehr zusammenwachsen (die Telekom wollte mir letztens die neue Flat damit schmackhaft machen, dass ich dann ja auch fernsehen könnte – igitt): WARUM kann man nicht einfach verbrauchsabhängig bezahlen? Man zahlt von mir aus 5 Euro im Monat und kriegt dafür Radio, Nachrichten und Kultur – und alles weitere wird dann nach Verbrauch abgerechnet. Es soll mir keiner erzählen, dass das technisch nicht möglich wäre.
    Also – ich sehe in dem gesamten System ziemliche Widersprüche und Inkonsistenzen.
    18 Euro pro Monat für die neue Haushaltsgebühr empfinde ich schlichtweg als Halsabschneiderei.
    Sie werden Kohle ernten ohne Ende, das Programm wird dadurch vermutlich nicht besser werden und die nächste Erhöhung ist sicherlich auch schon eingeplant.
    Eigentlich kann ich nun nur noch sagen: egal, ob Ihr bezahlt oder nicht – schafft den Fernseher ab und macht was besseres mit der Zeit. (BILD dir deine eigene Meinung 😉 )

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